Im letzten Jahr hatten Sie mehr als 500 Anfragen für wissenschaftliches Coaching. Was genau erwartet die Studierenden bei diesem Coaching? 

Schreib-Blockaden sind der Hauptgrund, weshalb ich von Studierenden kontaktiert werde. Erfahrungsgemäß entstehen Blockaden dann, wenn noch zu wenig Wissen oder Erfahrung vorliegt über das, was zu überwinden ist. 

Mit dem Können verringern sich hingegen die Blockaden. 

Ich gebe den Studierenden hilfreiche Inputs und unterstütze sie, zügig eine hochwertige Abschlussarbeit zu verfassen. 

Was sehen Sie als schwierigsten Punkt beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit an? 

Wissenschaftliche Arbeiten müssen einen neuen Erkenntnisgewinn mit sich bringen. Dies ist gleich zu Beginn beim Titel zu beachten. Wie finde ich ein Thema, das neue Erkenntnisse zulässt? Wie zitiere ich richtig (Harvard-Zitierweise - Deutsche Zitierweise - AMA - APA …)? Wie finde ich eine geeignete Forschungsfrage? Was muss eine Problemstellung beinhalten? Welche Ziele verfolge ich mit meiner Arbeit? Wie möchte ich forschen – qualitativ, quantitativ oder Literaturrecherche? Was bedeutet eine Auswertung nach Mayring oder Bohnsack? Und wie vermeide ich Plagiate? 

Das sind die Hauptfragen, die viele Studierende zu Beginn beschäftigen. Sind diese Punkte geklärt, ist es wichtig, den roten Faden nicht zu verlieren. Das gelingt, vereinfacht gesagt, wenn die Zielsetzung immer wieder vor Augen gehalten wird. 

Wissenschaftliches Arbeiten ist nicht schwierig. Es ist nur wichtig, die richtigen Werkzeuge in der Hand zu halten. 

Wie sehen„typische JKU-StudentInnen“ aus, die Ihr Coaching in Anspruch nehmen? 

Tatsächlich lassen sich da oft Unterschiede feststellen (lacht). „Typische JKU-Studierende“ kommen meist mit zwei riesigen Taschen voll mit Büchern in der Hand, ein jedes gespickt mit Post-its, zu mir. „Ich habe alle Bücher gelesen und weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll“, gehört zu den Standard-Sprüchen. Ich erkläre dann, wie man die Texte strukturiert, aufbereitet und letztendlich neues Wissen durch Vergleiche der Werke oder mithilfe empirischer Studien schafft. 

Oft haben die StudentInnen panische Angst vor Plagiaten. Plagiatsfrei zu schreiben ist jedoch nicht schwer. Ich zeige Tipps und Tricks, wie Texte richtig gekennzeichnet oder umformuliert werden können. 

Wie viele Coaching-Stunden benötigen Studierende im Durchschnitt?

Der Durchschnitt liegt in etwa bei 3 bis 5  Coaching-Einheiten. Eine Hilfestellung während des Schreib-Prozesses ist meist nicht oder nur selten notwendig. Die meisten StudentInnen benötigen häufig lediglich eine „Anfahrtshilfe“ oder haben Blockaden, die ich gemeinsam mit ihnen rasch beheben kann.

Möchten Sie uns noch ein paar ExpertInnentipps geben für wissenschaftliche Arbeiten?

• Zitieren

Wissenschaftliches Schreiben unterscheidet sich deutlich von anderen Textsorten. Eigene Gedanken vorzubringen ist meist nicht erlaubt. Das bedeutet, dass alles, was geschrieben wird, zitiert werden muss. Unter jedem Absatz muss eine Quelle stehen (dies gilt nicht bzw. nur bedingt bei empirischen Auswertungen). 

• Sachlicher Schreibstil

Die Verwendung des Pronomens „ich“ ist in wiss. Arbeiten nicht gestattet. Anstatt dessen empfiehlt sich „der Autor/die Autorin der vorliegenden Arbeit […]“. Begriffsdefinitionen sollten miteinander verglichen werden, damit eine eigene Auseinandersetzung mit den Termini erkennbar ist. Emotionale Äußerungen, Verallgemeinerungen und Übertreibungen vermeiden. 

• Roter Faden und Forschungsausblick

Bei den verwendeten Quellen ist auf Aktualität zu achten. Überflüssiges weglassen. Immer auf den roten Faden achten. Und zu guter Letzt: Theoretisches und empirisches Wissen im Fazit vergleichen. Handlungsempfehlungen bereichern die Arbeit. Forschungsausblicke zeigen, welche Untersuchungen zukünftig neue Erkenntnisse bringen könnten.

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Mag. Anna Maurer (Anna Derndorfer) BA BA

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